Saris in unterschiedlichen Farben ziehen sich durch den Garten, bilden eine Grenze, die nicht starr ist, sondern weich und beweglich bleibt. Mit der Installation The Songs of Resistance bezieht sich Ishita Chakraborty auf die Region Sundarbans, die sich an einem Delta im Osten von Indien befindet. Dort wird die Kleidung auch als Zaun genutzt, um beispielsweise ein angelegtes Beet vor Tieren zu schützen.
Ishita Chakraborty ist in Kolkata aufgewachsen und hielt sich in den letzten Jahren immer wieder in Sundarbans auf. Im Rahmen ihrer Recherchen sprach sie mit vielen Frauen aus der Region über die mehrfachen Belastungen, denen sie ausgesetzt sind: Sie kümmern sich um die Arbeit im Haushalt, auf dem Feld und pflanzen neue Mangroven, um das Land vor weiterer Erosion zu schützen. Allerdings verändert sich das Klima und der Meeresspiegel steigt weiter an, weswegen ihre Lebensgrundlage zusehends schwindet. Ihre jeweiligen Partner sehen sich aus finanziellen Gründen gezwungen als Saisonarbeiter in anderen, oft touristischen und schnell wachsenden Regionen auf Baustellen zu arbeiten.
Wie wichtig es ist, soziale und ökologische Fragen nicht getrennt voneinander zu denken, kommt auch in der Soundinstallation A Vessel Full of Hope zur Sprache. Der Sound dringt aus sogenannten Handis, aus Töpfen, die in ländlichen Haushalten dazu genutzt werden, Getreide, Fisch oder Reis zu kochen oder zu lagern. Dabei ist das Rauschen des Meeres zu hören, der wehende Wind, rumorende Bootsmotore, sich unterhaltende Frauen. In dieser vielstimmigen Installation ist die Stimme von Abhra Chanda (School of Oceanographic Studies, Kolkata) zu hören, oder jene der Künstlerin: In einer Passage liest sie aus dem Buch Ökofeminismus von Maria Mies und Vandana Shiva. Darin weisen die deutsche Soziologin und die indische Aktivistin und Theoretikerin auf die Tatsache hin, dass grenzenloses Wachstum Gewalt gegen die Natur, gegen Frauen und Menschen des globalen Südens zur Folge hat. Sie schreiben: «Eine ökofeministische Perspektive propagiert dagegen die Notwendigkeit einer neuen Kosmologie und einer neuen Anthropologie, die erkennt, dass das Leben in der Natur (einschliesslich der Menschen) durch Zusammenarbeit und gegenseitige Liebe und Pflege bewahrt wird.» (Maria Mies und Vandana Shiva, Ökofeminismus. Beiträge zur Praxis und Theorie. Zürich: Rotpunktverlag 1995, S. 13)