Lithic Alliance

Vor unseren Füssen öffnet sich eine Vertiefung. Unser Blick fällt auf längliche Objekte aus Keramik, die aus lokaler Erde geformt, dort ausgelegt und gebrannt wurden. Für Letzteres kam der Feldbrand zum Einsatz, eine Technik, die bereits vor über 5000 Jahren verwendet wurde, um Keramik zu härten. Nun weisen die Objekte kleine Kerben und ornamental wirkende Muster auf ihrer Oberfläche auf, die an Schuppen oder einzelne Wirbel erinnern, an versteinerte Pflanzen oder gar an die Spitze eines Pfeils. In ihrer Vieldeutigkeit bleiben sie ambivalent und lassen jegliche Antwort auf die Frage offen, aus welcher Zeit sie stammen. Dieser spekulative Charakter wird nicht zuletzt vom Titel der Installation aufgegriffen.

Mit der Installation Fossile Fantasien knüpft Lithic Alliance an jene Themen an, denen sich das fluide Kollektiv immer wieder widmet: an die Überlegung etwa, dass es sich bei der Erde nicht einfach um tote Materie oder die simple Ansammlung geologischer Schichten handelt. Vielmehr ist sie Speicher von Begegnungen und Energien; eine lebendige Akteurin und Zeugin vergangener und gegenwärtiger Zeiten. Der Erforschung dieser Zeitlichkeiten hat sich der Mensch unlängst angenommen. So gleicht auch die Installation selbst einer archäologischen Ausgrabung: Ein Beispiel dafür ist das Raster der Überdachung, das als Mittel der Vermessung dient. Durch das orangefarbene Dach entsteht eine künstliche Atmosphäre in der Grube, die sinnbildlich für jenen Filter steht – den anthropozentrisch geprägten Blick – durch den wir unsere Umwelt zu erforschen suchen. Entsprechend ist auch der Einfluss des Menschen auf den Planeten ein zentrales Element für Lithic Alliance: Das Kollektiv setzt sich nicht zuletzt mit den Spuren auseinander, die der Mensch auf der Erde hinterlässt. Am Ende der Ausstellung werden die Objekte verschüttet – eine verdichtete Nachricht für die Zukunft?

Fossile Fantasien – Zähne von heute beissen ins Ungewisse, 2023; Holz, Lehm, PVC, verzinktes Eisen