Raul Walch

Das Hissen einer Flagge ist eine aufgeladene Geste: Sie kann politische Markierung von Territorien und identitätsstiftend für Gemeinschaften sein, aber auch banaler Werbeträger oder reine Dekoration. Wie interpretieren wir eine Gruppe wehender Fahnen in Zeiten gesellschaftlicher Spaltungen und politischer Polarisierung? Im Hinblick darauf sind Fragen der Teilhabe im öffentlichen Raum äusserst aktuell. Raul Walch verwendet abstrakte geometrische Muster für die Gestaltung seiner Fahnen und bietet damit eine offene, gemeinschaftsstiftende Lesart. Nicht zuletzt interessiert er sich für das aktivistische Potenzial, das seiner Installation Dressing the Wind innewohnt, und verknüpft sie mit ökologischen Überlegungen. Die Installation besteht aus leichten Textilien, die er aus vorangehenden Werken rezykliert und in neue integriert hat. Die Kräfte der Natur spielen ebenso eine Rolle: Der Wind wird zum Akteur und gestaltet mit, lässt die Flaggen tanzen, mal im Takt, mal ganz für sich.

Das soziale Engagement von Raul Walch zeigt sich auch anhand verschiedener Werke im Ausstellungsraum. Für das Projekt Azimut hat der Künstler mit Gruppen geflüchteter Menschen an der griechischen Grenze in Idomeni und auf der Insel Lesbos gearbeitet. An der Küste sammelten sie Reste von Planen und Zelten und bauten daraus Drachen, die als Warnsignale für die Küstenwache und folglich für die Rettung von Menschen auf der Flucht dienen können. Ein kinetisches Mobile aus dem Material dieser Zusammenarbeit und eine Reihe von Fotografien zeugen von seinem Interesse an mechanischen Prinzipien: nie im Stillstand, immer in Bewegung.

Dressing the Wind, 2023; Acrylfarbe, Seil, Stahl, Stoff
Azimut Mobile,
2016– ; Acrylfarbe, Aluminium, Seil, Stein, Stoff, PVC
Azimut,
2016; C-Print auf Aluminium