Wie viel Land braucht ein Mensch, um sich selbst zu versorgen? Diese Frage stand im Weiertal schon nach dem Ersten Weltkrieg zur Debatte und erhält mit dem sich verändernden Klima neue Dringlichkeit.
Vor dem Hintergrund der damaligen Agrar- und Siedlungspolitik, der Urbarmachung von ungenutzten Flächen und der Industrialisierung der Landwirtschaft wurde das lokale Sumpfgebiet trockengelegt. Anfang der 1920er-Jahre bauten die Architekten Robert Rittmeyer und Walter Furrer die Siedlung Weiertal. Bedingt durch die damalige Lebensmittelknappheit erhielt jede Familie eine Juchart Ackerland, um sich selbst zu versorgen. Das entspricht jener Fläche, die ein Gespann Ochsen an einem Tag pflügen kann. Uriel Orlow aktualisiert mit seiner Installation Juchart 2049 das Anliegen der Selbstversorgung für die nahe Zukunft. Dafür hat er die je nach Terrain und Klima variabel definierte Fläche – in der gemässigten Zone 33 × 33 Meter – die heute für eine pflanzenbasierte Ernährung notwendig ist, im Garten abgesteckt. Die Markierungen, die er nutzt, haben ihren Ursprung in der amtlichen Vermessung. Der so vermittelte Anspruch auf Eigentum, der oft nur für privilegierte Menschen möglich ist, steht im Kontrast zur gemeinsamen Ressource Land und zur Nahrungsmittelproduktion für die gesamte Weltbevölkerung.
Im Ausstellungsraum setzen zwei digitale Zeichnungen weitere, historisch und geografisch definierte Flächenmasse in Beziehung zu Zeit, Arbeit und zueinander. Bei der Betrachtung stellt sich unweigerlich die Frage nach dem Umgang und der Verteilung von Ressourcen.