Vanessa Billy

Was kriecht da gerade an Land? Die schwimmende Skulptur Hellbender erinnert an ein Amphibium, das sich mit schwungvollen Bewegungen seiner Wirbelsäule den Weg aus dem Weiher bahnt. Als Vorlage diente der Künstlerin das Fossil eines Salamanders, der vor über fünf Millionen Jahren am Bodensee lebte. Heute sind seine Relikte Teil der Sammlung des Paläontologischen Museums der Universität Zürich.

Das fünf Meter lange, archaisch anmutende Wesen ruft die Evolution vom Wasser ans Land in Erinnerung und lässt gleichzeitig an ein postapokalyptisches Szenario denken, in dem der Einfluss des Menschen noch immer nachwirkt. Indem Vanessa Billy ihre Skulptur aus rezykliertem PET anfertigte, stellt sie die Frage in den Raum, welche Folgen unser Konsum – und eine auf Profit angelegte Wirtschaft, die diesen ankurbelt – für die Zukunft hat.

Mit dem ökologischen Fussabdruck des Menschen auf dem Planeten setzt sich die Künstlerin auch in ihrer Skulptur Thorns and Crowns auseinander, die im Ausstellungsraum zu sehen ist. Die zwei Objekte aus Aluminium gehen auf das Reifenprofil eines Traktors zurück; sie wirken wie Pflanzen oder Tiere zugleich und spielen mit unserer Vorstellung von «Künstlichkeit» und «Natürlichkeit».

Sowohl Hellbender als auch Thorns and Crowns sind Ausgangspunkte eines posthumanen Gedankenspiels: Mit ihren Skulpturen lässt Vanessa Billy an eine Welt denken, in der das vermeintlich tote Material zum Leben erweckt wird; zu einem Wesen mit eigenem Willen, das sich in sich aufwickelt – oder gerade an Land kriecht.

Hellbender, 2023; 3D-Druck aus rezykliertem PET
Thorns and Crowns,
2021; Aluminium