Für die 6. Skulpturen-Biennale im Sommer 2019 bat der Kurator Christoph Doswald die eingeladenen Künstlerinnen, das Terrain jenseits des kultivierten Gartens zu erkunden. Davor bildete der Garten jeweils als "hortus conclusus" das Zentrum der Skulpturen-Biennalen im Weiertal. Durch die Veränderung des über die Jahre bekannten Kontexts und diese Grenzüberschreitungen ins "terrain vague" sind Werke entstanden, die sich ausserhalb des bekannten Rahmens bewegen.
Thematisch nahm die Ausstellung aktuell relevante gesellschaftliche Themen auf, u.a. Sicherheitsverlust, Abschottung, die Angst vor dem Neuen und die Sehnsucht nach dem Altbekannten, Bewährten.
Die Ausstellung stand unter der Prämisse, dass Kunst sowohl einen Kontext als auch einen Rahmen braucht und nicht im luftleeren Raum entsteht, sondern in vielfältigen Bezügen zu ihrer Umgebung steht. Im Zentrum stand die Frage, wie Kunst auf den Verlust von Utopien reagiert – und ob sie besser imstande ist, neue Utopien zu entwickeln, wenn sie den gesicherten Rahmen ihrer üblichen Präsentation verlässt. Die Auflösung, bzw. die Verschiebung von Kontexten ist eines der prägenden Themen der jüngeren Kunstgeschichte. Neben dem neutralen Raum, dem «White Cube» hat sich die Vielzahl von differenzierten Spielformen künstlerischer Arbeits- und Präsentationskontexte entwickelt, die stets neu verhandelt werden.
Ausserdem ging es bei Paradise, Lost um das dringend nötige Comeback von gesellschaftlicher Haltung in der Kunst. Eine massgebliche kuratorische Setzung war, auf Nähe, Freundschaft und vertrauen zu setzen, d.h. keine Künstler*innen einzuladen, nur weil sie in den internationalen Rankings figurieren. So stand einerseits der Verlust der romantischen Energie und idealistischen Möglichkeitsformen der Kunst vor dem Hintergrund der zunehmenden Professionalisierung und Internationalisierung zur Diskussion und andererseits das Ende der Sorglosigkeit der Globalisierungseuphorie und eine neue kritische Haltung in der Kunst. Eine neue Hoffnung also auf Romantik, Idealismus, Pathos und Möglichkeitsformen in der Kunst.
Paradise, lost handelte von Auseinandersetzungen mit Wirklichkeiten und Kontexten, die sich verschoben und verändert haben und sich jenseits des Gartenzauns und der Idylle befinden.